Ein Erdbeben der Stärke 6,3 erschütterte am 9. April 2013 um 16.22 Uhr Ortszeit die Provinz Buschehr in Südwest-Iran. Nach Angaben der amerikanischen Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum rund 90 km südöstlich der Städte Buschehr und Borazjan. 

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Das Beben ereignete sich in unmittelbarer Nähe der Kleinstädte Kaki und Khormouj im Bezirk Dashti.

6.3 earthquake hits Bandar Bushehr region of Iran

In der Gebirgsregion um Kaki hat es besonders häufig gebebt. Dabei sollen auch Teile des küstennahen Mand-Gebirges eingestürzt sein (hier westlich der roten Linie). Die Erdbebenwarte der Uni Teheran listet auch für Abedan weitere Nachbeben auf.

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Das Iranian Seismological Center der Uni Teheran verzeichnete drei Beben der Stärke 5,8 bis 6,1 innerhalb von 13 Minuten, der Bezirk Dashti wird aber weiter von mittelstarken Nachbeben heimgesucht (Karte). 

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Ersten Berichten zufolge wurden die Städte Khormouj, Dayer und Kangan weitgehend zerstört. Für die mobilen Rettungskräfte hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen, um die teils abgelegenen und schwer zugänglichen Städte und Dörfer zu erreichen. 


Obwohl iranische Staatsmedien umgehend bekräftigten, das AKW von Buschehr sei unbeschädigt, zeugt dieses Foto von den Verwüstungen in der Hafenstadt am Persischen Golf. Glücklicherweise ist das AKW seit Monaten wegen „Wartungsarbeiten“ nicht vollständig betriebsbereit.

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Zerstörungen in Buschehr (Quelle: Reuters)

Die Nähe zum Kernkraftwerk ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb staatliche Medien diesmal so ausführlich über die Folgen des Erdbebens berichten. Mehr News hat sogar einen Liveblog zu den Ereignissen geschaltet: im Distrikt Dashti sind 37 Tote und 850 Verletzte zu beklagen. Die lokale Nachrichtenagentur Sook berichtet inzwischen von 45 Todesopfern.

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AKW Buschehr © Atta Kenare/AFP/Getty Images

Einen Eindruck von der Zerstörungskraft vermitteln die folgenden Bilder. Auch hier scheinen, wie bei dem verheerenden Erdbeben von Ahar und Varzaghan im August 2012, vor allem die traditionellen Ziegel- und Lehmbauten am schwersten betroffen zu sein.

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Laut Mehr News wurden im Erdbebengebiet 700 Wohnhäuser vollständig und weitere bis zu 40 Prozent zerstört. Am schlimmsten betroffen sind zwei unbenannte Dörfer mit Schäden von mehr als 80 Prozent, zu denen noch keine Angaben vorliegen. Es ist also leider mit weiteren Toten zu rechnen. 

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Seit Dienstagnachmittag hat es mindestens 56 Nachbeben gegeben. Im Gegensatz zur weitgehend ignorierten Erdbebenkatastrophe vom Sommer 2012 scheinen der iranische Rote Halbmond und sogar die Revolutionsgarden und Bassidj-Milizen diesmal entschlossen, den Opfern zügig zu helfen. Inzwischen sind drei Hubschrauber, mindestens 40 Ambulanzen und sechs Rettungsteams mit Suchhunden im Einsatz. Mehrere Schulen im Bezirk Schonbeh wurden zu Notunterkünften für die obdachlosen Erdbebenopfer umfunktioniert. Zudem hat Khameneis Vertreter eine dreitägige Staatstrauer für die Provinz Buschehr angeordnet.

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Nur wenige Stunden vor dem Erdbeben hatte Ahmadinedjad ein neues Zentrum zur Uranproduktion sowie zwei Uranminen eingeweiht. Bittere Ironie des Schicksals: am „Nationalen Tag der Atomtechnologie“ ist das einzige Atomkraftwerk Irans nur knapp einer Katastrophe entkommen.